Vom Scheitel bis zur Sohle, gekämmt und gebürstet: Hals über Kopf werden Haare gespalten, stehen zu Berge, wachsen auf den Zähnen, schwimmen in der Suppe, werden in Dauer- und Wasserwellen gezwängt und mit Brennscheren gebraten …
Bei so viel Haaren in der Sprache machen wir ein Süppchen daraus: Franziska Joachim erzählt von den Friseurbesuchen der Mutter in den dreißiger Jahren und von den wundervollen Torten, mit denen sich Mutter und Tochter von der Tortur erholt haben; Hedi Schulitz erinnert sich an die überbordende Haarpracht ihrer Mutter, die in den fünfziger Jahren vom Friseur Heil mit Dauerwellen gebändigt wurde; Sabine Stern entführt in das Atelier eines Künstlers, in dem die Scheren Nester bauen und der Kamm die Bürste zum Tanz auffordert. Ein letztes Haar liegt still im Wind.
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